Kroatien Reiselexikon
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Pflanzenwelt – Kroatiens blühende Vielfalt mit Macchia, Garigue und "exotischen" Orchideen
Die kroatische
Flora verdankt ihren Artenreichtum und die üppige Blütenpracht dem milden mediterranen Klima. Milde, regenreiche Winter und viele heiße und trockene Monate im Sommer lassen bestimmte Pflanzenarten hervorragend gedeihen.
In Kroatien beginnt die Blütezeit etwa im April und endet mit den Hitzemonaten des Sommers. Um die lange und trockene Durststrecke zu überstehen, haben viele Pflanzen ihrer eigenen "Überlebensstrategien" entwickelt. So können sie mit ihren tief in die Erde reichenden Wurzeln selbst die in geringen Mengen vorhandene Feuchtigkeit aufnehmen und so bis zur nächsten Regenzeit im Herbst durchhalten.
Durch das rigorose Abholzen großer Waldflächen gibt es in Kroatien – außer in den Nationalparks - kaum noch urwüchsige und dichte Wälder. In den gerodeten Waldgebieten wurde die nunmehr schutzlose Erde durch Wind und Regen abgetragen und fortgespült. Dadurch trat das nackte Kalkgestein zu Tage, das ebenfalls durch Witterungseinflüsse zu höchst skurrilen und ständig in Veränderung begriffenen Formationen verwitterte. Auf diesem kargen Untergrund gedeihen nur noch äußerst robuste und genügsame Pflanzen wie die niedrigen Sträucher der Macchia und Garigue.
Macchia
Die Macchia verdankt ihre Entstehung allein den Menschen, die das Gedeihen dieser Vegetation erst mit dem Raubbau und der Rodung der Wälder möglich machten. Schon in der Antike taten sich die jeweiligen Siedler an den unermesslich scheinenden Wäldern gütlich, mit deren Holz sie einen lebhaften und erschwinglichen Handel trieben. Was das Abholzen der Bäume nicht schaffte, "erledigten" Weidetiere wie Ziegen und Schafe, die mit ihrem Verbiss ebenfalls große Schäden anrichteten. Nun siedelte sich zähes Strauchwerk mit überwiegend harten und lederartigen Blättern an, deren unscheinbares Äußeres sich im Frühling in ein farbenprächtiges und betörend duftendes Blütenmeer verwandelt.
In den Frühlingsmonaten schwelgt die Macchia in zarten Pastelltönen und prächtigen kräftigen Farben. Die Zistrose blüht in allen Schattierungen von Weiß bis Rosa, während Ginster und viele Zwiebelgewächse die Erscheinungsvielfalt der Farbe Gelb sehr eindrucksvoll präsentieren. Mit zunehmender Hitze verliert auch die Macchia ihre Farbenpracht und hebt sich lediglich mit ihrem graugrünen Blattwerk von den weißgrauen Karstfelsen ab. Doch die fehlende Farbe wird mit aromatischen Düften mehr als wettgemacht. Die Sonne setzt die ätherischen Öle in den Blättern der Pflanzen frei, die die Luft mit ihrem intensiven und wunderbar würzigen Aroma erfüllen. Doch im Spätherbst schwingt sich die Macchia noch einmal zu voller Schönheit auf, wenn die Sträucher sich mit ihren Früchten schmücken. Dann leuchten die Wacholderbeeren in sattem Blau, von dem sich die orangeroten Früchte des Erdbeerbaums wirkungsvoll abheben. Der Mastixstrauch steuert dem Farbenrausch ein kräftiges Rot bei, und auch die Ölbaumgewächse schaffen mit ihren dunkelvioletten Früchten farbliche Vielfalt.
Garigue
Eine ebenfalls stark verbreitete Vegetationsform in Kroatien ist die sogenannte Garigue. Sie ist überwiegend in trockenen und heißen Regionen beheimatet und kann sich bestens auf felsigem Boden behaupten. Die Pflanzen der Garigue erreichen eine maximale Höhe von etwa einem halben Meter und sind meist mit recht spitzen Dornen ausgestattet. Wie die Macchia besteht auch die Garigue aus Sträuchern mit aromatischem Duft, der überwiegend Gewürzkräutern wie Thymian, Salbei, Bohnenkraut und Lavendel zu verdanken ist. Aber auch Zwiebelgewächse wie Krokusse, Hyazinthen, Schachblumen, Immortellen und Schwertlilien zählen zu dieser Vegetationsform und geben ihr ihre bunte und blumige Note. Selbst einige exotisch anmutende Orchideenarten haben sich unter die Garigue gemischt und fühlen sich zwischen der mediterranen Pflanzenvielfalt ausgesprochen wohl.
Die Weisheit, dass für jede Krankheit ein Kräutlein gewachsen ist, trifft auch für die Gewächse der Garigue zu. So wird aus dem in kräftigem Blau blühenden Heilkraut Pelin der Kräuterschnaps Pelinkovac gebraut, der sich unter anderem stärkend auf den Magen auswirken soll. Dann gibt es noch das Kräutlein Buhac, das im Volksmund Flohkraut genannt wird. Dieses Pflänzchen, das der Kamille sehr ähnlich sieht, ist ein natürliches Insektizid, für das sein "Entdecker" im Jahr 1939 den Nobelpreis in Chemie erhielt.
Selbst auf dem nackten Fels, der auf den ersten Blick absolut lebensfeindlich erscheint, gedeiht die sogenannte Felsentrift. Diese Vegetationsart besteht aus kleinwüchsigen Pflanzen, die mit besonders hartnäckigen und kräftigen Wurzeln ausgestattet sind. Dem kargen Untergrund zum Trotz bedeckt die aus Alpenveilchen, Anemonen, Schwertlilien, Thymian und weiteren Gewächsen bestehende Felsentrift das kahle Gestein im Frühling und Frühsommer mit einem bunten Blütenteppich.
Exoten
Nicht alle Pflanzen in Kroatien sind schon immer hier heimisch gewesen. Durch die weit verzweigten Handelsbeziehungen mit fremden Ländern und Kontinenten gelangten auch zahlreiche Exoten von weit her ins Land, wo sie sich dank der optimalen klimatischen Verhältnisse bestens behaupten konnten. Dazu zählt auch der Olivenbaum, der einst aus dem Orient nach Kroatien kam, ebenso wie Feigen und Granatäpfel. Die Orangen wurden von den Arabern aus China mitgebracht, und eine Dattelpalmenart stammt von den Kanarischen Inseln. Auch aus dem fernen Australien wurden lebendige Mitbringsel nach Kroatien gebracht, die auch heute noch in Gestalt mächtiger Eukalyptusbäume und Akazien bewundert werden können. Auch der asiatische Bambus ist in Kroatien heimisch geworden. Er wurde überwiegend auf Inseln mit Sandboden angepflanzt, um die drohende Bodenerosion zu verhindern.