Kroatien Reiselexikon
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Tradition – die volkstümliche und folkloristische Seite Kroatiens
Tradition und Folklore nehmen in Kroatien auch heute noch einen großen Stellenwert ein. Neben Volkstrachten aus den verschiedensten Regionen spielen auch Musik und Tanz überall im Land eine wichtige Rolle.
Obwohl das Tragen von Trachten nach dem Zweiten Weltkrieg immer seltener geworden ist und von der modernen Gesellschaft in den Hintergrund gedrängt wurde, kommt die farbenprächtige, aufwändig gearbeitete Folklorebekleidung an Feiertagen oder zu sonstigen festlichen Anlässen auch heute noch zu ihrem Recht. Auch im ländlichen Bereich und in abgelegenen Regionen gehören Trachten noch zum täglichen Erscheinungsbild, ein Phänomen, das man beinahe überall in Europa noch antrifft.
Bei den Volkstrachten dominieren die Farben Rot, Weiß und Schwarz. Die Trachten der Frauen setzen sich aus Bluse, Rock, Schürze und kurzem Westchen oder Mieder zusammen. Die Rocklänge ist dabei je nach Region unterschiedlich, am knappsten fällt die "Länge“ in Susak aus, wo die Festtagstracht aus einem superkurzen Minirock besteht. Als Kopfbedeckung wird ein kleines Käppchen oder ein Tuch getragen. Die Blusen und Tücher der Frauen sind mit kunstvollen Stickereien geschmückt und mit von Hand geklöppelten Spitzen besetzt. Auch die Männer schmücken sich gern mit ihrer kleidsamen Tracht, die aus weiten oder engen Leinenhosen, Hemd und Umhang oder Jacke besteht. Den Kopf ziert je nach Gegend ein Käppchen, ein Hut oder eine kesse Zipfelmütze.
Zu jedem zünftigen kroatischen Volksfest gehören Musik und mit großer Begeisterung dargebrachte Tänze. Die Wurzeln dieser Volkstänze reichen teilweise zu alten Fastnachtsbräuchen zurück oder stammen aus der Zeit der Türkenkriege. Nach der gern getanzten Polka ist auch der slawische Rundtanz Kolo sehr beliebt. Dabei halten sich die Tänzer an den Händen oder an Tüchern und führen kunstvolle Figuren und Schritte aus. Begleitet wird der Kolo von Flöten und Trommeln. In Istrien gesellt sich noch der Dudelsack zur musikalischen Kulisse dazu.
Eine Spezialität der
Insel Korcula ist der Säbeltanz Moreska, der an die Belagerung der Insel durch die Türken im 16. Jahrhundert erinnert und den symbolischen Kampf zwischen Gut und Böse darstellt. Der sogenannte Rittertanz findet in prächtigen Kostümen der Farben Rot und Schwarz statt. Von den ursprünglich sieben vorgeschriebenen Tanzfiguren wurde eine aus der Darbietung gestrichen, da die Tänzer bei deren Ausführung durchaus in Lebensgefahr schwebten. Die Moreska ist letztendlich eine getanzte Liebesgeschichte, bei der auch das Schlachtengetümmel nicht zu kurz kommt. Ein schwarzer – also böser, weil türkischer – Prinz verliebt sich in die Braut des roten, sprich guten Königs, weshalb er die Schöne flugs entführen lässt. Eine Schlacht soll darüber entscheiden, welchem der beiden verliebten Männer das geraubte Mädchen zugesprochen werden soll. Bei der getanzten Version dieser Schlacht werden die Säbel so heftig aneinander geschlagen, dass es Funken regnet. Selbstverständlich siegen die Guten, die holde Maid wird freigelassen und darf zu ihrem verliebten roten König zurück.
Der Säbeltanz ist ein grandioses Spektakel, das besonders von Touristen atemlos verfolgt wird. Demzufolge darf die Moreska in keiner Folkloreveranstaltung auf der Insel Korcula fehlen.
Auch die Kurentizüge gehören zum kroatischen Volksbrauch und werden in der Faschingszeit veranstaltet. Bei diesen Umzügen bevölkern dämonische Wesen die Straßen, die furchterregende Masken mit Hörnern und langen roten Zungen tragen und sich in Schaffellumhänge hüllen. Die großen Glocken, die sich diese Gestalten dabei um den Bauch geschnürt haben, machen einen infernalischen Lärm, zumal die "Dämonen" bei diesen Umzügen munter tanzen. Um das gruselige Erscheinungsbild noch abzurunden, schwingen die Maskierten mit Stacheln besetzte Keulen in der Hand. Selbstverständlich nehmen an dem Zug auch friedlichere Gestalten wie beispielsweise Hirten oder anderes Landvolk teil.
Da während der Faschingszeit in beinahe jedem Land gerne mit Obrigkeiten abgerechnet wird oder aktuelle und verflossene Unterdrücker verhöhnt werden, werden in Kroatien besonders die türkischen "Besatzer" aufs Korn genommen. Bei dem Mesopust genannten Brauch wird eine Puppe in türkische Gewänder gehüllt und auf einem Scheiterhaufen verbrannt.
Zum traditionellen Brauchtum Kroatiens zählen auch die kunstvoll ausgeführten Handarbeiten, mit denen sich vor allem die Frauen in Dalmatien hervortun. Auf der
Insel Pag und in der Region südlich von
Dubrovnik entstehen unter den flinken Frauenhänden gehäkelte und gestrickte Kunstwerke, die in Form von Zierdeckchen, Pullovern und Jacken großen Anklang bei den Touristen finden.
Was die Frauen mit Wolle und Garn "zaubern", gelingt den Silberschmieden in Süddalmatien mit feinstem Filigranschmuck. Die fragilen und wunderbar feinen Schmuckstücke waren schon in den Palästen der türkischen Sultane sehr beliebt und dementsprechend groß war die Nachfrage.
Zur religiösen Tradition in Kroatien zählt auch eine Wallfahrt nach Trsat bei
Rijeka. Engel sollen der Legende nach das angebliche Wohnhaus der Heiligen Familie am 10. Mai 1291 von Nazareth nach Trsat gebracht haben, und verschiedene Herrscher wie Kaiserin Maria Theresia, Kronprinz Leopold und Kaiser Karl V. von Österreich sowie diverse Päpste haben diesen Wallfahrtsort mit prächtiger Architektur und sakralen Kostbarkeiten ausgestattet. Die bedeutendste Wallfahrt findet alljährlich zu Mariä Himmelfahrt am 15. August statt. Die feierliche Prozession beginnt in der Altstadt von Rijeka und erreicht in der einstigen Frankopanenkirche des Wallfahrtorts ihren festlichen Höhepunkt.