Kroatien Lexikon X
Kroatien Reiselexikon
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X-beliebig – einige bunt gemischte kroatische Eigenarten, Kuriositäten und sonstige Begebenheiten
Jedes Land hat seine eigenen Besonderheiten und Kuriositäten. Ob Marder als Währung, ungewöhnliche Beerdigungsriten oder wütende Riesen – Kroatien hat auch allerlei Erstaunliches und Übersinnliches zu bieten.
Die Labiner Republik
Die erste Republik Kroatiens galt nicht etwa für das gesamte Land, sondern wurde in der Stadt Labin ausgerufen und konnte sich genau 36 Tage lang behaupten. Der Auslöser für die Ausrufung der Labiner Republik waren Unruhen der dortigen Bergwerksarbeiter, die sich gegen die italienischen Machthaber erhoben, weil diese die kroatische Sprache untersagt und Italienisch als Landessprache eingeführt hatten. Am 2. März 1921 streikten die Bergwerksarbeiter und riefen ihre Unabhängigkeit als freie Republik aus. Bis zum 8. April setzte sich die Stadt dem italienischen Militär zur Wehr, bis die Republik – und damit auch der Aufstand – niedergeschlagen und beendet wurde.
Mirila – Totenraststeine für die Lebenden
Das
Velebit-Gebirge kann neben seinen Naturschönheiten noch mit einem einmaligen Beerdigungsritual aufwarten. An vielen Stellen entlang der durchs Gebirge führenden Wege trifft man auf die sogenannten Mirila, die Totenraststeine. Die grauen Granitbrocken wurden eigens zu dem Zweck passgenau auf den jeweiligen Verstorbenen zugehauen, um ihm seinen allerletzten Weg so angenehm wie möglich zu gestalten.
Starb ein Bauer auf einem abgelegenen Berghof, musste er von seinen Angehörigen oft sehr weit bis zum nächsten Friedhof transportiert werden. Diese für die Lebenden mühsame letzte Reise war nur mit einer Ruhepause denkbar, die auch dem Verstorbenen zugute kommen sollte. Folglich wurde ein besonders schöner Rastplatz ausgewählt, an dem der Tote einen letzten Gruß an die Sonne richten konnte, während sich seine Angehörigen von dem anstrengenden Marsch erholten. An diesem Ruheplatz wurden dann zu einem späteren Zeitpunkt die Totenraststeine angebracht, die mit dem Namen und dem Todestag des Verstorbenen versehen waren, während der Verblichene selbst auf dem Friedhof seine letzte Ruhestätte fand.
Motovun – ein Riese namens Veli Joze
Das Landesinnere von Istrien ist eine Region mit dichten Wäldern und kühnen Burgen, die sich stolz auf den Hügeln erheben. Dazwischen ranken sich auch zahlreiche Sagen und Legenden, wie die von Veli Joze, einem tapferen Mann von riesenhafter Gestalt. Der großgewachsene Bürger von Motovun machte nicht nur mit seiner ungewöhnlichen Körpergröße auf sich aufmerksam, er war auch ein mutiger und unerschrockener Freiheitskämpfer. Aus Wut über seinen ungerechten Lehnsherrn war Veli Joze derart erzürnt, dass er seine mächtigen Arme um den Turm von Motovun geschlungen und das trutzige Gemäuer kräftig durchgeschüttelt hat. Als Folge dieser ungestümen Unmutsäußerung soll der Turm schief und rissig geworden sein, was man auch heute noch bewundern kann.
Osor – Geburtsort der Marder-Währung
Die kleine Stadt Osor auf der Insel Cres ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Zum einen leben nur noch knapp hundert Menschen in dem Städtchen, dessen dornröschenhafte Atmosphäre und märchenhafte Ruhe von keinem Auto gestört wird. Osor ist auch die Wiege der kroatischen Währung Kuna. Im Jahr 1018 wollte sich Osor dem Zugriff Venedigs entziehen und erkaufte sich den Status als freie Stadt mit den zu damaligen Zeiten heiß begehrten Marderfellen. Die Freiheit kostete Osor 40 Felle pro Jahr, doch dies war es den Bewohnern des Städtchens allemal wert. Da Kuna das kroatische Wort für Marder ist, wurde die für das „restliche“ Kroatien später ebenfalls geltende Währung kurzerhand Kuna genannt. Grund genug also, um dem flinken Raubtier ein eigenes Denkmal zu widmen.
Senj – Tummelplatz der roten Zora und ihrer Bande
Eine Reise durch Jugoslawien im Jahr 1940 inspirierte den Schriftsteller Kurt Held zu dem Jugendbuch-Klassiker „Die rote Zora und ihre Bande“, der bereits 1941 erschienen ist. Das Buch beschreibt die Streiche der rothaarigen Zora, die sich zusammen mit anderen Waisenkindern durchs Leben schlagen muss. Um sich den Repressalien der Erwachsenen zu widersetzen, streifen die wilden "Uskoken“ durch das ehemalige Piratennest Senj und helfen einem alten Fischer dabei noch, sich gegen eine große Fischfanggesellschaft zur Wehr zu setzen.Dieses Jugendbuch wurde Ende der 1970er Jahre zu einer erfolgreichen Fernsehserie verfilmt und erlebte im Jahr 2008 eine Renaissance als Kinofilm. Sogar eine Kinderoper ist auf der Grundlage des Schmökers entstanden, die in Luzern aufgeführt wurde.
Zecevo – wo selbst Madonnen weinen
Es gibt viele Legenden, die von wundertätigen Bildnissen oder Statuen handeln. Doch die weinende Madonna von Zecevo gibt es nur einmal. Das kleine Eiland Zecevo nördlich von Nin war einst von Eremiten bewohnt, die der Muttergottes eine Kirche erbauten. Bei einem grausamen Türkenangriff um 1500 wurden Kloster und Kirche niedergebrannt und die armen Mönche ermordet. Die Statue der Muttergottes wurde von den heidnischen Türken respektlos ins Meer geworfen, jedoch schwamm diese unversehens wieder zur Insel zurück. Noch während die Statue nach Hause schwamm, läuteten die Kirchenglocken ganz von selbst, und alle Menschen eilten herbei, um das Wunder zu bestaunen.Damit nicht genug, denn als die zerstörte Kirche Jahre später wiederaufgebaut wurde, begann die Madonnenstatue zu weinen. Diese Erscheinung wiederholte sich immer wieder, berichtet jedenfalls die Legende, was auch heute noch Anlass für eine alljährliche Prozession nach Zecevo ist.